Bettelweib Testo

Testo Bettelweib

Vier Männer dort, in schwarzem Kleid, Die tragen auf der Bahre, Lastträger, ohne Lust und Leid, Des Todes kalte Ware. Sie eilen mit dem toten Leib Hinaus zum Ort der Ruhe. Schlaf wohl, du armes Bettelweib, In deiner morschen Truhe! Dir folgt kein Mensch zum Glockenklang Mit weinenden Gebärden; Die Not nur blieb dir treu, solang Von dir noch was auf Erden. Dir gab der Menschen schnöder Geiz Ein Leichentuch zerfetzet, Hat ein verstümmelt Christuskreuz Dir auf den Sarg gesetzet; Doch kränkt dich nicht der bittre Spott In deinem tiefen Frieden, Daß man selbst einen schlechtem Gott Dir auf den Weg beschieden. Einst blühtest du im Jugendglanz, vom ganzen Dorf gepriesen Die schönste Maid beim Erntetanz dort unten auf der Wiesen. Folgt keiner dir der Bursche nach, Die dort mit dir gesprungen? Wohl längst die muntre Fiedel brach, Die dort so hell geklungen! _____________________________ Aus dem Gedicht: Begräbnis einer alten Bettlerin von Nikolaus Lenau (1827)