Das Reh Testo

Testo Das Reh

Es ist Nacht - eine Allee, alles scheint voller Schnee. Ich mach Spuren, weil ich geh - es sind die einzigen, die ich seh´. Plötzlich steht vor mir ein Reh! Was ich daran nicht versteh: Es kaut ganz lässig - auf einem Blättchen Klee! Und spricht zu mir: Eh dummer Junge, was machst Du hier in der Finsternis ?! Wundersame Dinge geschehen in der Finsternis! Menschen sind hier für uns Tiere nur ein Hindernis! Verpiss Dich, sonst wirst Du an einen Baum gehisst! Ich sag zu dem Reh: Hör genau zu: Noch einen einzjen Ton, und Du bist Ragout! Ich bin ein Mensch, Herr über Pflanz und Tier, sei froh, wenn ich nicht einen Wald planier ! Doch das Reh führt eine Armee: Hasen, Eulen, Igel, so weit ich seh, dazu noch Füchse, Wölfe, Bären, Ratten - alle sich zu rächen hatten, kann schon auf mein Ende zielen - brauche nicht um Gnade buhlen, zwicken, kratzen, beissen mich - kreischen dazu fürchterlich, Schmerzen fühl ich, Sterne seh ich, mir wird schwarz vor Augen, und das Letzte, was ist spür, ist wie sie an meinen Adern saugen! Meine Kräfte schwinden schon - da hab ich den Lohn!