Am Strom Und Bei Der Lorelei Testo

Testo Am Strom Und Bei Der Lorelei

Man steigt nicht in den selben Strom zweimal. In diesen schon gar nicht: Baden verboten! Aber das muß ja nicht immer so bleiben. Und auch die Möwen müssen nicht morgen noch so überfressen im Abendwind treiben. Jedenfalls strömt er - der Strom der Schwere. Brüder aus Vor- und aus Nachmärz, noch immer läßt er die bitteren Tage vergessen, wenn man durch weingefüllte Pokale sieht, wie die Fluten im Abendlicht fließen. Ja - immer noch strömt er, der Strom der Schwere, immer noch voll von Kähnen, beladen mit Gold und Weihrauch und Myrrhe und Kohlen, vorbei an dem Felsen, auf dem eine Jungfrau und einhunderttausend Wattstärken johlen. Zu den gewaltigen Melodeien, Märchen aus alten und neuen Zeiten, hängt eine Frau auf dem Kahn an die Leine Hosen uund Hemden, Tränen und Träume. Tanzen zwei Kinder um ihre Beine. Träumt sich, wie ich, auf die trutzigen Burgen, wo die vier Winde die Zinnen nicht brechen. Sie steht am Fenster der Kemenate, ich - auf dem Rand der Zisterne sitzend ? sing ihr zur Laute die Rosenballade. Tafeln wir noch in den rostigen Sälen, richtig verrückte Traumtänzerritter, putzen die Rüstung für kommende Schlachten? Oder sind wir die quakenden Frösche, die nach dem Kuß der Befreiung schmachten? Ich bin dafür, den Ausfall zu wagen: Zugbrücke runter, den Rössern die Sporen, Lanzen voran, und ans Ufer sprengen. Schon damit später die fechtenden Enkel unsere verrückten Träume besingen. Nein, man steigt nicht in den selben Strom zweimal1 Aber das muß ja nicht immer so bleiben. Jedenfalls fließen die Fluten, die Jahre. Und zu gewaltigen Rock-Melodeien kämmt Lorelei ihre goldenen Haare.