Rios Herz Testo

Testo Rios Herz

Es hat ein neues Kaufhaus aufgemacht
Sah aus wie eine Mediamarktfiliale
Es wuchs in Fresenhagen über Nacht
Und stand auf Rios Grab mit einem Male

War toll da drin mit herrlich drei Etagen
Und echtem Fahrstuhl und echten Pagen
Meinhof-Bikinis und BH's von Baader
Und einer Puppe, lebensgroß von Hannes Wader
Sie singen sogar die guten, alten Lieder
Bis zur Parfümabteilung immer wieder
Mensch, was sich Manager so einfallen lassen
Ein Kaufhaus für die kritisch-orientierten Klassen

Mit Songs von Widmann, Wenzel, Wader oder Wecker
Und Rio Reiser, hörst du, kaufst du ein bei Schlecker
Mit Songs von Widmann, Wenzel, Wader oder Wecker
Und Rio, hörst du, kaufst du Shampoo ein bei Schlecker

Schade Rio, dass dein bester Freund kein Profikiller war
Dann wär dein guter Name heute nicht so in Gefahr
Dann gäb's kein solches Media-Markt-Gebrösel
Dann wäre Punk Punk und Schnösel wär noch Schnösel

Treibst du, verraten, durch das Meer der Träume
Ich hoffe, wo du bist, gibt's keine Zwischenräume
Ich hoffe du blickst auf bessere Planeten und hast Ruh
Und wendest deinen Blick nie wieder unsrer Erde zu
Das Kaufhaus hatte drei getrennte Zonen
Die Abteilung für Kultur, Musik hieß Ton
Die zweite, Stein, genannt für schöner Wohnen
Auch für Geringverdiener ohne Provision

Die oberste Etage trug den Namen Scherben
Dort war'n Büros mit hunderttausend Akten
Dort kontrollierte man das Kaufverhalten bis zum Sterben
Dort kennt man alles, was wir in die Tüten packten

Mensch, was die Manager so alles wissen
Sie stylen unsre Klos und unsre Kissen
Mit Unterschriften von Karl Marx und Rio
Und Jimmy Reed deluxe für Bio

Mensch, was sich Manager so einfallen lassen
Ein Kaufhaus für die kritisch-orientierten Klassen
Mit Songs von Widmann, Wenzel, Wader oder Wecker
Und Rio Reiser hörst du, kaufst du Bleck 'n' Decker

Ton, Steine, Scherben war doch so ein Traum
Mit voller Verzweiflung gegen den Kommerz
Die Media-Markt-Reklame, die dort im Raum hing
Die war geschrieben mit dem Blut aus Rios Herz

Zerschießt die Läden, die mit seinen Liedern werben
Zerschmeißt das falsche Lächeln des Verrats
Nur wer die Lieder liebt, sollte sie auch erben
Ich bin ein Freund des kulturellen Attentats

Mensch, was die Manager so alles wagen
Kaufhaus-Parolen aus den alten Tagen
Ach, sie versuchen es auf immer gleiche Weise
Sie schmieren Goldlack auf ihre Scheiße

Sie wollen auch die kritisch-orientierten Klassen
Marktwirtschaftlich haben und rotieren lassen
Wer hat hier wem wieviel geboten
Wer schätzt die Lieder und wer schätzt die Toten