Generation Hörgerät Testo

Testo Generation Hörgerät

Das wird ein toller Abend, es ist Samstag Nacht,
und so gut es geht ham wir uns schick gemacht.
Weil wir uns selber ja als ewig jung verstehn,
wollen wir mal endlich wieder richtig tanzen gehn.
Auf den Laden, wo wir anstehn, gibt's 'nen Riesen-Run.
Jetzt spricht mich in der Schlange so ein junges Mädel an.
Sie gibt sich richtig Mühe, das seh ich sofort,
doch ich sag "tut mir wirklich Leid, doch ich versteh' kein Wort..."

Wir sind die Generation Hörgerät,
die noch gerne in die Disco geht.
Für unsre Ohren ist es eh zu spät,
wir ham immer zu laut aufgedreht.

Wir sind die Generation Hörgerät (die mit dem Piiiiep!)
die nicht immer den Text versteht. (wegen dem Piiiiep!)
Wir sind die Generation Hörgerät,
die immer direkt vor den Boxen steht.

Am Montag wach ich auf und schau zum Fenster raus,
kann mich an nichts erinnern, bin im Krankenhaus.
Richtig: In der Disco war ich gut dabei,
und dann gab es offenbar 'ne böse Schlägerei.
Ich frag die Ärztin, ob sie etwas sagen kann
zu dem, was mir passiert ist, doch sie schaut mich fragend an.
Sie ist so Mitte dreißig, und recht ansehnlich,
und ich schätze mal, sie hört genauso schlecht wie ich.

Wir sind die Generation Hörgerät,
denn wir ham alle in der Pubertät
den Walkman bis zum Anschlag aufgedreht,
was heut' zu Lasten guten Hörens geht.

Wir sind die Generation Hörgerät,
die taub wie Beethoven durchs Leben geht.
Doch der hat's ja trotzdem zu was gebracht.
Ein Umstand, der uns allen Hoffnung macht.

Jetzt feier ich demnächst Geburtstag und Silvester
mit der Ärztin und dem Pfleger und der Krankenschwester.
Die Musik läuft dann auf 1000 Dezibel -
wir sind die anonymen Menschen ohne Trommelfell.

Wir sind die Generation Hörgerät,
die sich noch immer gern das Ohr wegbrät.
So jeder Zweite ist ne taube Nuss:
Wir sind die Generation Tinnitus.

Wir sind die Generation Hörgerät,
das gibt uns allen ne Identität.
Wir liebten jeden lauten Hitmix sehr.
Heut hör'n wir alle absolut nix mehr.

Wir sind die Generation Hörgerät,
die stets ein Hauch von Arroganz umweht,
weil wir uns auf der Straße nie umdrehn,
wenn man uns ruft, weil wir ja nix verstehn.

Das Positive macht sich langsam breit:
Du hörst nicht mehr, wenn dich dein Chef anschreit.
Und wenn's mal wieder in den Ohren pfeift,
hörst du auch nicht, wenn deine Frau rumkeift.